(c) Titelbild: Sea-Shepherd Deutschland
Immer wieder darf man es in den regionalen Zeitungen lesen: „Luftballons flogen bis Berlin“, „Weitester Ballon vom Schulfest der XY-Schule flog bis…:“. So oder so ähnlich lauten die Titelzeilen von Firmenfesten, Kirchenfesten, Schulfesten usw.



Warum, so frage ich mich, wird sowas in Zeiten, in denen wir über die Vermüllung der Weltmeere durch Plastikmüll sprechen, in denen die gute alte Plastiktüte abgeschafft werden soll noch gemacht? Es ist ja schön, in glänzende Kinderaugen zu schauen, keine Frage. Aber wenn man den Kindern erklärt, was mit den Ballons passiert, wenn sie außer Sichtweite sind, wird aus dem freudigen Glänzen ein trauriges und tränendes Auge.
Was passiert mit Plastikluftballons, wenn diese außer Sichtweite sind?
Zum Einen bleiben die Ballons in Bäumen, Sträuchern usw. hängen und verschmutzen die Umwelt schon rein optisch. Im Wind flatternde Ballons können als leichte Beute erkannt werden und von landlebenden Vögeln gefressen werden. Diese ersticken dann daran elendig.

Zum Anderen landet der Großteil der Ballons in diversen Gewässern, Flüssen und letztlich im Meer. Da alle Flüsse aber ins Meer fließen, leisten wir mit diesen Aktionen also einen wunderbaren Beitrag zur Vermüllung der Meere. Hier ist die Problematik viel gravierender, denn Meeresschildkröten, Robben, Seevögel fressen diese Ballons. Am Ende steht dann der Tod der Tiere durch die Blockierung der Verdauungsorgane o.ä.
Es dauert nun, wo die Ballons (wie auch anderer Plastikmüll) in der freien Natur herumliegen viele Jahre/ Jahrzehnte/ Jahrhunderte, bis diese in kleinste Mikrobestandteile zerkleinert wurden. Diese werden wiederum von Mikroorganismen aufgenommen und landen so in der Nahrungskette. Kleine Tiere werden nämlich von größeren Tieren gefressen…….und wer „frisst“ das Tier am Ende der Nahrungkette? Richtig, der Mensch. Somit landen die Ballons dann wieder bei uns auf dem Küchentisch. Kinder und Eltern, wollt ihr das wirklich?
Laut Informationen des Umweltbundesamtes braucht die Zeitung, in der diese Berichte immer wieder stehen, 6 Wochen bis zur vollständigen Verrottung. Eine Plastiktüte oder ein Ballon entsprechend 10 bis 20 Jahre. Vielleicht sogar länger, denn bei einer Plastikflasche stehen rund 450 Jahre Verrottungszeit an.
Irgendwann ist der Plastikmüll doch weg?!?!
Das bedeutet, dass der Plastikmüll einerseits aus dem Blick der Menschen verschwindet, weil er immer weiter zerkleinert wird. Andererseits aber, dass diese Kleinteile nicht wirklich weg sind, sondern teilweise mehrere hundert Jahre im Meer unterwegs sind. Ist doch der Hammer, vor diesem Hintergrund noch Luftballons in den Himmel steigen zu lassen, oder?
Mir ist klar, dass die genannten Luftballonaktionen nur einen kleinen Teil unserer Wohlstandsvermüllung darstellen. Aber irgendwo muss man mal anfangen. Zudem bin ich mir sicher, dass sich viele Menschen noch keine Gedanken darüber gemacht haben, was mit den Ballons passiert, wenn das betreffende Fest beendet wurde. Was bleibt ist eben nicht nur Spaß !
Angler betrifft das auch, denn Angelschnüre werden mit einer Verrottungszeit von rund 600 Jahren angegeben. Umweltschutzaktionen von Anglern finden sich beispielsweise hier.
Mitmachen?
- „Beach cleanup“ Sea Shepherd Deutschland – Aktionen für Schulen
- Arbeitsmaterial (Arbeitskoffer & kostenlose Kinder-Bücher) zum Thema „Vermüllung der Weltmeere“

In der „Ostsee Erlebniswelt“ (Nähe Fehmarn) findet sich viel Informations- und Anschauungsmaterial, u.a. auch das Buch von Piwi, dem Umweltroboter. Dort werden Kinder für die Problematik der Vermüllung der Weltmeere sensibilisert.

- Unterrichtsmaterial: „Iva, Samo und der geheime Hexensee“ – Welttag des Buches 2022, Ich schenk dir eine Geschichte - 8. April 2022
- Netflix-Serie „Squid Game“ – eine medienpädagogische Betrachtung - 13. November 2021
- UNTERRICHTSMATERIAL: “BIBER UNDERCOVER” – WELTTAG DES BUCHES 2021 – digital ausfüllbare Lesetagebücher und 45 digitale & spielerische Lernapps zu allen Kapiteln - 3. April 2021
Luftballons ab in die Luft, Spaß und aus dem Sinn – Blödsinn 2016 ! von Marcus Lüpke ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell 4.0 international.